Findelboje, 2006

Münzfernrohr, Audiotext, schwimmendes Objekt
Nordhafen, Sellerbrücke, Berlin, in der Ausstellung
„Normalnull – Kunst auf Berliner Wasserflächen“

2006_Findelboje_Fernglas
2006_Findelboje_Paket
 
 

 Audiotext (1:11 min.)

Ein langer Blick quer zur Strömung. Rechts davon Bestimmung
und Versprechen: Ein Bündel zieht es zum Meer. Es geht um
den Spreewald und die Nordsee, um Schimpfwörter und
Salzgurken. Ein Anblick klärt die Frage, ob Wasser im Modell
verkleinert werden muss, ob es in der Ferne schrumpft oder
maßlos bleibt. Nicht im Blick: die Mündung. Delta. Diese
Brackwasserkanaille ist so hingebungsvoll. Hemmungslos
öffnet sie sich dem Meer, hat keine Prinzipien und keinen
nennenswerten Salzgehalt. Aale liebt sie, liebte Forellen und
wird bald Tiefseekrabben lieben. Delta lebt im Milieu – bei
einer Konzentration von höchstens 3 Prozent. Sie kennt sich
aus mit Sehnsucht und Strömung. Das dem Gefälle
nachgeschickte Bündel – diese dem Leichtsinn nachgesagte
Last – dümpelt hier als Findelboje in Richtung Norden. Es gibt
einen Abstand zwischen Aussicht und Anblick und einen
zwischen Last und Lösung (Salzlösung). Der Wunsch ist auch
nur eine Richtung wie der Blick, und alles Sehnen schließlich
geometrisch.